Von Gerhard Charles Rump
Die Bilder glühen. In starken lebhaften Farben erscheinen Landschaft, Pflanzen, Tiere und Menschen. Eine virtuose Maltechnik, mit einer Oberfläche wie Seide, bestimmt die Sujets bildlich. Die Gegenstände und Figuren scheinen aber transparent zu sein; wie Phantome wirken sie, denn die Töne des Himmels und der Berge wiederholen sich in ihnen. Die Farbe fliesst in Strömen durch das Bildfeld, die Figuren sind in ihnen und treten doch durch sie ins Bild. So könnte man die Afrika-Serie von Ruth Baumgarte versuchen zu beschreiben, die vom 24. März an im Städtischen Museum Braunschweig (nach Koblenz und Sankt Petersburg) unter dem klingenden Titel 'Vision Afrika.Turn of the Fire' ausgestellt wird.
Ruth Baumgarte (1923 – 2012) hat Afrika immer wieder besucht – mehr als 40 Mal. Ihr Zugang zu diesem Kontinent und seinen Menschen war weder kolonialistisch noch touristisch. Viel mehr öffnete sie sich den afrikanischen Kulturen, reflektierte in ihren Gemälden die soziale und ökonomische Zerrissenheit der afrikanischen Länder. Das wird vermittelt durch die Darstellung der Menschen in existenziellen Zusammenhängen und Situationen. Ausdrucksbetont verdichten sich ihre Bilder zu teilweise apokalyptischen Visionen, die die starke Empathie der Künstlerin zu den Bewohnern des Landes dokumentieren. Eigene Erfahrungen so wie selbst Gesehenes verdichteten sich zu intensiven und dramatischen Visionen, die ihre Werke aus der Zeit und Gewohnheit herauslösen.
Der Afrika-Zyklus von Ruth Baumgarte umfasst etwa 100 Werke, die nun im Städtischen Museum Braunschweig in einem historischen Kontext gesetzt werden, was die Aktualität ihrer Inhalte unterstreicht. Der Afrika-Zyklus von Ruth Baumgarte gehört zu den bedeutendsten und intensivsten Auseinandersetzungen mit Afrika in der europäischen Kunst. Natürlich haben Macke, Giacometti und andere dieses Thema bearbeitet, aber ihre Erfahrungen waren zeitlich wie geographisch eher eingeschränkt und im Wesentlichen, wenn auch meisterhafte Weise, auf Farb– und Lichtphänomene konzentriert. Ruth Baumgarte jedoch konnte jedoch auf einen Fundus von mehr als 20 Jahren intensiven Erlebens von Afrika zurückgreifen.
Das bedeutet, vor allen Dingen angesichts der brisanten Entwicklung der sozialen Situation in den vergangenen Jahren, dass ihre Werke stetig wachsende Wichtigkeit erhalten, sowohl auf kultureller, gesellschaftlicher, und auch auf künstlerischer Ebene.
Info:
Die Ausstellungist 'Vision Afrika. Turn of the Fire' ist noch bis zum 7. Juli 2019 zu sehen.
Städtisches Museum Braunschweig, Haus am Löwenwall, Steintorwall 14, 38100 Braunschweig.
Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm.
Täglich außer Montags geöffnet von 10.00-17.00 Uhr
Weitere Informationen finden Sie hier:
und in dem Folder unten.
Copyright und Courtesy der Abbildungen: Ruth Baumgarte Stiftung, Städtisches Museum Braunschweig und Gerhard Charles Rump.