von Gerhard Charles Rump
"bis hierher und nicht weiter/this far and no further" lautet der Ausstellungstitel der Schau im Kunstverein Tiergarten in der Galerie Nord. Gerhard Charles Rump wagte für uns den Blick über den Zaun. Und so schaut es aus: Eine Kiste hängt im Raum, halb voll mit künstlichem Zucker. Der kommt aus Säcken, die immer an der Wand lang, unweit davon liegen. Wassersprüher und Kehrblech sind auch dabei. Fadi Al-Hamwis Installation ‚Goldfall‘ will der Erfahrung des Krieges körperliche Gestalt verleihen. Der Zucker wird mit Wasser zu Baumaterial, aus dem er Ziegel presst, die denen syrischer Häuser nachempfunden sind. Aus diesen bröselnden Steinen, die in ihrer Entstehung schon ihre Zerstörung tragen, baut Al-Hamwi immer wieder neue Fantasie- und real gewesene Häuser als Erinnerungsbrücken an seine Heimat. Zu sehen in der Galerie Nord des Kunstvereins Tiergarten als Auftakt des Moabiter Kunstfestivals ‚Ortstermin 2020‘.
Am anderen Ende des Raums gibt es ein Karree aus Maschendraht. ‚Quadrant‘ nennt Michael Wolke seine Installation mit dem meistgebrauchten Ausgrenzungsmaterial - gleich, ob bei den Laubenpiepern oder Staaten, die sich nicht grün sind. 14 Künstler thematisieren mediale Hassbilder, Fake News, Diffamierungen sowie ästhetische und andere Grenzziehungen. Das Gesamtbild ist kein heiteres, die Frage stellt sich einmal wieder, warum diese Welt so ein - fürchterlicher - Ort ist. Das wird nicht tröstlicher durch die Reminiszenz an die 1960er Jahre die diese Schau auch verströmt (für diejenigen, die alt genug sind, sich daran zu erinnern): Nichts hat sich geändert. Wird es das je?
INFO: "bis hierher und nicht weiter / this far and no further". Kunstverein Tiergarten Galerie Nord, Turmstrasse 75, 10551 Berlin, info@kunstverein-tiergarten.de, www.ortstermin.kunstverein-tiergarten.de, Öffnungszeiten: Di-Sa 12-19 Uhr, noch bis 30. August 2020